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5 Fragen, die Sie sich stellen sollten, bevor Sie zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen!

Eine ausgewogene Ernährung ist Basis für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. So weit, so klar - zumindest in der Theorie. Im Alltag jedoch ertappen wir uns immer wieder dabei, dass wir am Weg zum nächsten Termin einen schnellen Snack essen, abends zu müde sind, um frisch zu kochen und einfach eine Pizza bestellen oder im Restaurant statt eines Salats doch lieber ein paniertes Schnitzel ordern.

Vermeintliche „Ausrutscher“ wie diese sind laut österreichischem Ernährungsbericht allerdings bei vielen von uns vielen Standard. Ein Beispiel: Nur rund ein Drittel der Menschen in Österreich isst die empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag, die als echte Vorsorgespezialisten gelten, wenn es um unsere Gesundheit geht. Bei Fleisch und Fleischprodukten jedoch langen wir ordentlich zu und übertreffen die empfohlenen drei Portionen pro Woche zum Teil um das Dreifache.

Die Folge: Bei der Aufnahme der richtigen Nährstoffe tun sich Lücken auf, die viele über Nahrungsergänzungsmittel einfach, schnell und unkompliziert zu kompensieren versuchen. Die Idee ist nachvollziehbar und macht bei verschiedenen Personengruppen auch Sinn. Allerdings sollten Sie sich vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln folgende 5 Fragen stellen:

Frage Nr. 1: Habe ich einen erhöhten Bedarf an bestimmten Nährstoffen?

In unterschiedlichen Lebensphasen oder ausgelöst durch besondere Lebensumstände kann es zu einem erhöhten Bedarf an Nährstoffen kommen, den man mit Hilfe von Supplements gezielt ausgleichen sollte.
Zu den betroffenen Personengruppen gehören:

Schwangere bzw. Frauen, die schwanger werden möchten: Ihnen wird die Einnahme von Folsäure empfohlen. Der Grund: Der Bedarf an den meisten Vitaminen und Mineralstoffen nimmt nach dem dritten Schwangerschaftsmonat zu und lässt sich durch eine ausgewogene Ernährung sehr gut decken. Folsäure und Jod allerdings bilden eine Ausnahme. Folsäure spielt unter anderem eine wichtige Rolle bei den Zellteilungs- und Wachstumsprozessen. Auch Jod ist ein zentraler Bestandteil der Schilddrüsenhormone und essenziell für die körperliche und geistige Entwicklung des ungeborenen Kindes.

Sportler: Im Leistungssport können Athleten auf maßgeschneiderte Speisepläne vertrauen, die individuell auf sie abgestimmt sind. Wer jedoch keinen Ernährungsexperten an seiner Seite hat, greift eventuell vorschnell zu Supplements, die viel versprechen. Hier ist Vorsicht geboten, weil es - wenn mehrere Produkte gleichzeitig verwendet werden - zur Überschreitung einer sinnvollen Dosierung kommen kann. Es gibt aber auch gute Kombinationspräparate, die für Sportler zusammengesetzt sind und sie dabei unterstützen, gesund zu bleiben. Genau das ist auch der Knackpunkt: Nahrungsergänzungsmittel sind nicht zur Leistungssteigerung geeignet, sondern dazu, angegriffene Reserven gezielt aufzufüllen.

Gestresste: Wenn wir Stress haben, arbeiten Körper und Kreislauf auf Hochtouren. Deshalb brauchen wir gerade in stressigen Phasen mehr Energie, Sauerstoff, Vitamine und Mineralstoffe. Wer hier nicht sehr genau auf seine Ernährung achtet, kann seine Energievorräte schnell plündern. Speziell, weil man bei Stress zusätzlich dazu neigt, zu echten Nährstoffräubern wie Zucker, Alkohol oder zu viel Kaffee zu greifen. Dann helfen Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin-B-Komplex, der bei der Nervenfunktion, -regeneration und dem Nervenwachstum beteiligt ist.

Ein weiteres Problem: Wenn unser Körper die Stresshormone Adrenalin und Cortisol ausschüttet, setzt er auch Magnesium frei. Ein Magnesium-Mangel sollte deshalb ebenfalls bei Bedarf mit Hilfe von Nahrungsergänzungsmitteln ausgeglichen werden.

Bemerkbar macht sich ein stressbedingtes Nährstoffdefizit möglicherweise auch dadurch, dass die eigene Darmgesundheit aus dem Gleichgewicht gerät. Wenn Ihr Bauch also regelmäßig rebelliert, können Probiotika erstaunlich positive Effekte auf Ihr Wohlbefinden haben.

Ältere Menschen: Bei vielen ältere Menschen lassen Geschmacksempfinden sowie Hungergefühl nach. Gleichzeitig bleibt der Nährstoffbedarf gleich oder kann sogar erhöht sein. Allein aus diesem Grund kann die Einnahme von Präparaten mit Vitamin B12, C, D oder Folsäure sowie Magnesium ältere Menschen dabei unterstützen, gesund zu bleiben. Speziell über 65-Jährige gelten als Risikogruppe für die Versorgung mit Vitamin D, da im Alter die Fähigkeit der Haut, Vitamin D zu bilden, deutlich abnimmt. Menschen, die wenig Zeit im Freien verbringen, in ihrer Mobilität eingeschränkt oder pflegebedürftig sind, sollten nach Rücksprache mit dem Arzt Vitamin D über Nahrungsergänzungsmittel zuführen. Denn ein niedriger Vitamin-D-Status verringert auch die Aufnahme von Calcium, was für die Funktion der Skelettmuskulatur wichtig ist. Durch eine altersbedingte verringerte Magensäureproduktion kann außerdem die Aufnahme des Vitamin B12 verringert sein. Zudem entwickeln rund 30 % der über 65-Jährigen eine atrophische Gastritis, die zu einer verringerten Aufnahme von des Vitamins B12 führen kann.

Frage Nr. 2: Habe ich einen Nährstoffmangel?

Viele Menschen verzichten aus unterschiedlichen Gründen auf bestimmte Lebensmittel. Veganer, Vegetarier oder Personen, die bei ihrer Ernährung den Anteil von Kohlenhydraten stark reduzieren, sollten dem Körper die fehlenden Nährstoffe per Nahrungsergänzung zur Verfügung stellen.
Ein Beispiel: Wer Fleisch, Käse, Fisch und alle weiteren tierischen Produkte von seiner Einkaufsliste gestrichen hat, verzichtet damit auch auf die darin enthaltenen Nährstoffe wie Vitamin B12. Mit rein pflanzlichen Lebensmitteln ist dieser Mangel nicht aufzufüllen, da Vitamin B12 nur in tierischen Lebensmitteln enthalten ist. Deshalb empfehlen sich für Veganer und Vegetarier Vitamin-B-12 Nahrungsergänzungsmittel, am besten in Form von Monoprodukten. Kombi-Präparate enthalten häufig Nährstoffe wie Vitamin C, die Veganer gar nicht zusätzlich benötigen, weil sie diese über ihre pflanzliche Ernährung ausreichend aufnehmen. Allerdings sollten Veganer auch ihre Jod-, Selen- und Eisen-Versorgung sehr genau im Blick behalten.
Menschen mit Magen-Darmerkrankungen, beispielweise Zöliakie oder Morbus Crohn, können Nährstoffe ebenfalls schlechter aufnehmen und unter Mangelerscheinungen leiden. In diesen Fällen kann eine Supplementierung in Abstimmung mit dem Arzt sinnvoll sein.

Gleiches gilt für Patienten, die bestimmte Medikamente einnehmen, die unter Umständen die Bildung bzw. Verwertung von Mikronährstoffen im Körper bremsen. Magensäureblocker gegen Sodbrennen beispielsweise erschweren die Aufnahme von Vitamin B12, Folsäure, Vitamin D, Vitamin K, Kalzium und Magnesium aus der Nahrung. Entwässerungsmittel können wertvolle Mineralstoffe und Spurenelemente aus dem Körper schwemmen. Auch manche Diabetes-Medikamente führen dazu, dass wasserlösliche Vitamine nicht richtig verwertet werden können und Arzneimittel gegen zu hohes Cholesterin können die Aufnahme von Spurenelementen im Körper erschweren.

Wenn Sie also auf die Einnahme solcher Medikamente angewiesen sind, empfiehlt sich ein Gespräch mit dem Arzt oder Apotheker bzw. ein einfacher Bluttest, um festzustellen, ob ein Mangel an Mikronährstoffen besteht.

Aber Vorsicht: Nahrungsergänzungsmittel sind keine Medikamente und nicht zur Behandlung von Krankheiten geeignet!

Frage Nr. 3: Wie finde ich heraus, welche Nahrungsergänzungsmittel ich brauche?

Bevor Sie zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen, sollten Sie in jedem Fall eine ärztliche Meinung einholen oder mit Ihrem Apotheker über das Thema sprechen. Schließlich tickt jeder Körper anders und der Bedarf kann sehr unterschiedlich sein. Vitamine oder Spurenelemente nach dem Gießkannenprinzip zu sich zu nehmen, ist alles andere als empfehlenswert! Deshalb sollten Nahrungsergänzungsmittel sehr zielgerichtet und erst nach einer möglichst genauen Analyse der Versorgungssituation im Körper eingenommen werden.
Je nachdem, welche Symptome Sie beschreiben, wird Ihr Arzt im Rahmen der Mikronährstoffdiagnostik das Blutserum bzw. Vollblut untersuchen. Das Ergebnis gibt Auskunft darüber, welche Vitamine, Fettsäuren, Aminosäuren und Spurenelemente im Körper enthalten sind bzw. wo Nährstofflücken vorliegen. Manche Vitamine, darunter Vitamin B12 und Vitamin D, können auch im Heimtest selbst getestet werden.
Grundsätzlich gilt jedoch folgende Faustregel: Achten Sie in einem ersten Schritt auf eine gesunde Basisernährung, überprüfen Sie dann, ob eine Mangelversorgung vorliegt und füllen Sie diese erst in einem dritten Schritt mit hochwertigen Nahrungsergänzungsmitteln auf!

Frage Nr.4: Kenne ich die empfohlene Tagesdosis bzw. mögliche Wechselwirkungen?

Viele Menschen sind der Ansicht, dass sie mit Nahrungsergänzungsmitteln nichts falsch machen können, weil es sich dabei ja nicht um Arzneimittel handelt. Das entspricht leider nicht den Tatsachen! Manche Nahrungsergänzungsmittel können Wechselwirkungen mit Medikamenten wie beispielsweise Blutgerinnungshemmern, Schmerzmitteln oder Antidepressiva haben und deren Wirkung abschwächen oder verstärken. Das gilt besonders für Nahrungsergänzungsmittel, die Ginkgo, Ginseng oder Curcumin enthalten. Aus diesem Grund sollten Sie mit ihrem Arzt oder Apotheker abklären, welche Wechselwirkungen möglich sind. So werden Sie auch über mögliche Wechselwirkungen mit Genussmitteln wie Alkohol, Nikotin und Koffein informiert.
Außerdem sollten Sie die Packungsbeilage beachten und sich sehr genau an die empfohlene Dosierung halten. Tipps zur Einnahme - also ob das Präparat vor, zu oder nach einer Mahlzeit, unzerkaut oder mit Flüssigkeit eingenommen werden sollte - finden Sie ebenfalls im Beipackzettel, der genau gelesen werden sollte.
Tipp: Wenn Sie Nahrungsergänzungsmittel nehmen, setzen Sie Ihren Arzt davon in Kenntnis. Nur so können Ihre Laborwerte richtig eingeschätzt werden.  

Frage Nr.5: Ist die Bezugsquelle vertrauenswürdig?

Die Vielfalt an Nahrungsergänzungsmitteln ist ebenso groß wie deren Bandbreite hinsichtlich Qualität. In einer Beziehung jedoch sind sich Experten einig: Der Verkauf von Nahrungsergänzungsmittel gehört eigentlich in die Hand von Fachleuten. Mit Brausetabletten vom Discounter sind Sie nicht unbedingt gut beraten. Auch im Internet finden sich leider immer wieder Anbieter, die mit unzulässigen Produktversprechen werben, keine konkreten Dosierungen angeben oder deren Präparate sogar gesundheitsgefährdende Stoffe enthalten.
Achten Sie deshalb sehr genau darauf, von wem und wo die Präparate hergestellt wurden. Und verzichten darauf, Nahrungsergänzungsmittel aus dem Urlaub mitzubringen. Speziell außerhalb der EU werden manche Präparate, die in Österreich als Arzneimittel gelten, als Nahrungsergänzungsmittel eingestuft.

Fazit

Nicht immer ist die Aufnahme von allen notwendigen Nährstoffen über die Ernährung möglich. Die Gründe dafür sind vielseitig: Manche vertragen bestimmte Lebensmittel nicht. Andere lehnen sie aus unterschiedlichen persönlichen Motiven ab oder haben einfach aufgrund ihrer Lebensumstände einen erhöhten Bedarf. Auch bestimmte Arzneimittel oder Erkrankungen können den Bedarf von Vitaminen und Mineralstoffen verändern. Um Versorgungslücken aufzufüllen bzw. ihnen vorzubeugen sind Nahrungsergänzungsmitteln durchaus sinnvoll. Denn je nachdem, an welchem Nährstoff es jemanden mangelt, kann eine dauerhafte Unterversorgung negative gesundheitliche Folgen haben. So gilt etwa ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren als Risikofaktor für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Wichtig ist jedoch eines: Nahrungsergänzungsmittel sind dann zu empfehlen, wenn Sie damit einen nachgewiesenen Mangel ausgleichen möchten. Um festzustellen, ob wirklich eine Unterversorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen vorliegt, sind Ihr Arzt, Apotheker oder Ernährungsberater die richtigen Ansprechpartner.

Wir bleiben in Kontakt!